Warum man manchmal einfach negativ denken sollte
Jetzt wird’s verrückt: Bei der Kopfstandmethode formulieren wir einzeln oder im Team die Herausforderung neu und verdrehen sie in genau das Gegenteil. Dabei werden die Dinge buchstäblich auf den Kopf gestellt!
Die Kopfstandmethode, manchmal auch Umkehr- oder Flip-Flop-Methode genannt, dient der Ideenfindung und Problemlösung. Sie ist ein kreativer Weg, um eine Denkblockade zu brechen, aus einem Trott herauszukommen und anders zu denken. Viele Kreativitätstechniken helfen uns, indem sie unsere üblichen Denkmuster durchbrechen – bei kaum einer anderen Technik ist das so augenscheinlich, wie bei der Kopfstandmethode.
Die Kopfstandmethode macht es sich zu Nutze, dass wir Probleme und Negatives viel deutlicher sehen als die positiven Möglichkeiten. Wir empfinden Probleme oft als festgefahren und unabänderlich. Genau hier ist es hilfreich die aktuelle Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. So gelingt es, Teilaspekte zu entdecken, umzudrehen und dadurch Lösungen zu finden, die funktionieren.
So fragt man zum Beispiel nicht mehr: „Wie steigern wir unseren Umsatz?“
Sondern: „Wie gelingt es uns, weniger Umsatz zu erzielen?“
Diese Umformulierung einer Herausforderung in ihr Gegenteil hat einen interessanten Effekt. Durch die Umkehrung sehen wir sie als neue Herausforderung und können Lösungen finden, die im Alltagsdenken untergehen.
Ablauf der Kopfstandmethode
Schritt 1 – Formulieren Sie das Problem
Benennen Sie die Herausforderung, und zwar nicht als Aussage bzw. Feststellung. Formulieren Sie stattdessen eine vollständige Frage. Warum? Die effektivste Art des Denkens sind Fragen und nicht Aussagen. Der Grund dafür ist, dass Sie mit einer Frage ein geistiges Bild in Ihrem Kopf formen und nicht einfach wiederholen, was jemand anderes zu Ihnen gesagt hat. Sie suchen damit nach Lösungen, anstatt ein Problem zu verfestigen. Denken Sie daran: Wenn Sie ein Problem haben, liegt das vielleicht nur daran, dass Sie es noch in Form eines deklarativen Satzes betrachten.
Beispiel: Wie können wir Kund:innen gewinnen?
Schritt 2 – Stellen Sie das Problem auf den Kopf
Drehen Sie Ihre Herausforderung oder Ihr Problem ins Gegenteil. Formulieren Sie dafür wieder eine vollständige Frage.
Beispiel: Wie können wir Kund:innen verlieren?
Schritt 3 – Sammeln und Clustern
Formulieren Sie „Negativlösungen“ für Ihre Fragestellung. Sammeln Sie diese Ideen als vollständige Sätze auf Post-it, Karten oder digital. Schnell zeigt sich, wie leicht es fällt Negatives zu finden. Wie in jeder Ideationsphase, sollten Sie auch hier so viele Ideen wie möglich sammeln. Bei einer größeren Zahl an Ideen oder einer komplexeren Thematik, kann es sich lohnen zu clustern und Oberbegriffe zu erarbeiten.
Beispiele: Wir sollten keine Qualitätssicherung betreiben. Wir sollten Reklamationen ignorieren. Wir sollten Kundentreue nicht belohnen.
Schritt 4 – Stellen Sie Ergebnisse vom Kopf auf die Füße
Jetzt ist es Zeit, die bisherigen Ergebnisse ins Positive zu formulieren. Vermeiden Sie dabei negative Begriffe, nutzen Sie stattdessen positive Verben. Formulieren Sie starke und klare Sätze.
Beispiele: Wir stehen für höchste Qualität. Jede Reklamation ist willkommen und wird zuvorkommend angenommen. Treue Kund:innen werden von uns belohnt.
Nicht jede negative Lösung lässt sich in eine positive verwandeln. Aus den meisten entstehen jedoch im Handumdrehen naheliegende und umsetzbare Lösungsmöglichkeiten und Inspiration, wie Sie Ihre Herausforderungen angehen können.
Vorteile und Nachteile der Kopfstandmethode
Die Kopfstandmethode bedarf kaum einer Vorbereitung und ist leicht durchzuführen. Wie bei vielen anderen Kreativitätstechniken muss die Aufgabe- bzw. Fragestellung gut vorbereitet sein und im Anschluss auch ausgewertet werden. Es braucht aber im Grunde nur die richtigen Teilnehmer, ein paar Stifte und Karten oder Post-it und los geht’s. Die Kopfstandmethode macht den meisten Teilnehmern auf Anhieb Spaß, erzeugt eine aktive Gruppendynamik und bedarf deshalb selten ein aufwendiges Aufwärmen.
Wenn man Dinge auf den Kopf stellen will, dann braucht man allerdings eine mutige Moderation. Die Kopfstandmethode lässt extrovertierte so richtig aufblühen und die anderen Teilnehmer sollen natürlich auch ihren Raum kriegen. Wichtig ist, wirklich alle Negativideen gelten zu lassen und in der Ideationsphase so viel wie möglich zu sammeln. Da die Methode viele Ideen auf dem Weg zur Problemlösung erzeugt, kann die Nachbereitung viel Zeit in Anspruch nehmen.
Fazit Kopfstandmethode
Die Kopfstandmethode funktioniert. Mein Versprechen: Die Kopfstand-Methode wirkt sofort und vor allem bei ungeübten Teams. Denn es macht allen Spaß, darüber nachzudenken, was nicht funktioniert, was schiefläuft, welche Maßnahmen es nicht lösen und sich dabei am besten auch verrückte und ausgefallenen „Sabotageideen“ einfallen zu lassen.
Wie bei allen Kreativitätstechniken, geht es bei der Kopfstandmethode nicht nur um die reine Ideenfindung. Die Methode sollte gut vorbereitet, nachbereitet und ausgewertet werden, denn jede Phase des kreativen Prozesses ist wichtig.
Einfach gleich mal selbst ausprobieren: Welches Problem beschäftigt Sie und Ihr Team? Vielleicht ineffiziente Meetings? Die Frage nach der Kopfstandtechnik könnte also wie folgt lauten: Was müssen wir tun, um bloß keine konkreten Ergebnisse bei unseren Meetings zu erzielen?